Auf Twitter wurde in einer emotional aufgeladenen Debatte kürzlich der rhetorisch zugespitzte Vorschlag gemacht, „Dachau“ wieder in Betrieb zu nehmen, um politische Auseinandersetzungen zu „lösen“. Angesichts der Morde und des massenhaften, schrecklichen Leids, das sich in diesem Zusammenhang mit dem Namen „Dachau“ verbindet, ist ein solcher Vorschlag bestürzend und vollkommen fehl am Platz. Das gilt unabhängig davon, welche rhetorische Absicht damit verfolgt wird oder wie ernst er gemeint ist. Insgesamt lässt sich feststellen, dass immer wieder falsche Vergleiche zwischen der Gegenwart und der NS-Zeit gezogen werden. Anleihen an die deutsche Geschichte werden für aktuelle politische Zwecke missbraucht. Andersdenkende sollen moralisch verächtlich gemacht werden. Ein verzerrtes Bild der Realität wird gezeichnet, um falsche Aussagen und Handlungen plausibel zu machen. Theodor W. Adorno sagte einmal, dass es im Falschen nichts Richtiges geben kann. Wer sich auf die Ebene falscher Vergleiche einlässt, hat schon verloren. Es kann nichts Vernünftiges dabei herauskommen. In solchen verkürzenden Streitereien ist manches vielleicht gut gemeint, tatsächlich aber das Gegenteil von gut.
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